Kapitel 1 - Zirkus

Vincent hatte sich bereits daran gemacht, den Schrank zu öffnen. An einer Stange hingen mehrere verschiedene bunte Anzüge, und ein Zylinder stand ebenfalls noch unten. Es waren allesamt lange hosen, mit bunten Flicken und Flammen darauf gemalt. War sein Vorgänger etwa ein Flammenwerfer gewesen? Er wandte sich ab und setzte stattdessen den Zylinder auf, mit dem er sich im Spiegel betrachtete. //Ich sehe fast aus wie einer dieser Adligen..// dachte er

Pip lächelte und stand wieder auf. Dann huschte sie aus ihrem Wagen, betrachtete ihn rundherum und schlich dann herum, um die anderen Artisten zu sehen. Sie sah einen schlacksigen Mann au riesigen Stelzen, sah Elefanten die Heu fraßen.

Derweil hatte sich VIncent schon umgezogen. Er trug nun eine schwarze , ziemlich Enge Hose, darüber ein rotes Hemd und noch einmal darüber eine scharze Jacke mit Flammen darauf , passend zu seinem orangenen Schal. Er hatte sich noch den Zylinder aufgesetzt, auf dem noch ein ausgestopfter Rabe saß und mehrere Federn um ihn herum.

"Das ist unglaublich", murmelte Pippa aufgeregt. Vor einem Bauwagen übte ein seltsamer Mann mit Kopftuch und weiten Kleidern Kartentricks. Neben ihm saß eine weiße Taube, die dann und wann plötzlich verschwand und dann woanders wieder wie aus dem Nichts auftauchte.
"Einfach unglaublich...", wiederholte Pip fröhlich.

Nur ein paar sekunden später hatte Vincent ebenfalls den Bauwagen verlassen und streifte nun umher, auf der Suche nach nichts. ER wollte einfach nur sehen, wie das ZIrkusleben so war.

Pip sah einen Jungen mit Zylinder und Flammenjacke. "Hallo", rief sie und kam auf ihn zu. "Du scheinst noch jung zu sein, bist du schon lange dabei?", fragte sie.

"Ich?" Vincent drehte sich um starrte in die grauen Augen des Mädchens vor ihm. "Wenn ich ehrlich sein Soll, bin ich erst sie tungefähr 5 Minuten hier. Du doch auch, nicht? Ich hab dich gesehen, wie du beim Direktor warst..." meinte er nur,

"Och achso...dann hast du dich schon umgezogen", meinte Pip und schmunzelte. Dann lächelte sie strahlend. "Dann bin ich ja nicht die einzige Neue!"

"Nein, aber ich denke nach uns ist keiner mehr gekommen. Zumindest habe ich bisher niemanden mehr gesehen.." murmelte Vincent und war leicht abwesend als er zurück an den Engel dachte. "Darf ich fragen wieso man dich aufgenommen hat?"

"Sie haben gesagt, dass ich strahle", erklärte Pippa. "Keine Ahnung, was sie meinten..." Pip zwinkerte munter. Sie könnte die ganze Welt umarmen. Endlich kam sie weg hier, weg von den Erinnerungen an ihren grauenvollen Vater. Ihr Blick wurde trüb als sie daran dachte, wie er sie angesehen hatte, sie festgehalten hatte...

"Wenn man es so sieht, strahlst du doch auch.." meinte Vincent , und fragte sich in dem Moment, warum er das gesagt hatte. "Naja, so wie du lächelst. Damit übertriffst du jeden.." Er lachte etwas , wurde dann jedoch wieder ernst.

Phillipa lächelte schüchtern. Dann hob sie die Augen und streckte dem Jungen die Hand hin.
"Da wir nun quasi Kollegen sind - ich heiße Phillipa. Aber Pip oder Pippa reicht auch!"

"Freut mich" meinte Vncent und schüttelte ihr die Hand. "Vincent Daniel Mortis, aber du kannst mich nennen wie du willst - soll mir nur recht sein."

"Freut mich ebenfalls!", meinte Pip und lächelte freundlich. Irgendetwas verursachte ihr eine Gänsehaut wenn sie in Vincents Augen blickte, aber sie wusste nicht was.

"Nun, wenn du mich entschuldigen würdest? Ich muss weg, ich suche mir etwas zu essen" meinte Vincent nur und ließ dann Pippa allein. //Ob sie es auch erkannt hat?// dachte er nur , aber wunderte sich nicht weiter darüber.

"Tschüss", murmelte Pip aber Vinc war schon weg. //Komischer Typ//, dachte sie. Am Zeltausgang sah sie eine wunderschöne Adlige mit ihren Zofen und Dienern. Mit ein wenig Neid sah sie das zauberhafte Kleid. Aber dann schüttelte sie den Kopf.
//Ich strahle//, dachte sie. //Sie nicht!//

Vincent lief weiter , und plötzlich bemerkte er wieder die junge Adlige in Begleitung des Engels. //Nicht der schon wieder// dachte er verdrossen und versuchte ienen weiten Bogen um die beiden zu machen, doch um zum Zelt zu kommen, müsste er an ihnen vorbei. //Na toll.//

Langsam stolzierte Annabelle den Weg zur Kutsche umgeben von ihren Zofen und Dienern. Sie war sich den neidischen Blicken des niederen Volkes wohlbewusst, was sie nun vollstens auskosten wollte.

James dagegen war, unsichtbar für alle anderen, stehn geblieben und beobachte mit ernster Miene Vincent. /Schon wieder der....hatte ich mich wohl nicht klar genug ausgedrückt???/ fragte er sich selbst.

Der Zirkusdirektor verabschiedete sich direkt bei Annabelle.
"Ich hofe die Vorstellung war nach Eurem Geschmack", sagte er und lächelte sein geheimnisvolles Lächeln.
"Ihr seid etwas besonderes", fügte er hinzu.

Ohne ein Wort zu sagen, und mit gesenktem Blick ging Vincent an der jungen Dame und ihrem Engel vorbei , in der Hoffnung erw rüde wenigstens diesmal nichts abbekommen. EInmal hatte ihm völlig gereicht.

Jeder Schritt von Vincent wurde beobachtet vom strengen Blick des Engels. Da James aber gerade keine Lust hatte den Dämon zu quälen, ließ er es für heute beruhen. Er hatte ein Opfer gefunden - warum sollte man es dann schon am ersten Tag völlig ausnutzen???

Annabelle fühlte sich geschmeichelt. "Ja das weiß ich ja...." winkte sie nur ab mit geröteten Wangen. "Ich bin schließlich von adligem Geblüt...meine Augen hab ich von meiner Mutter geerbt" erklärte sie dem Direktor. Sofort bildeten die Sicherheitsleute einen Kreis um die beiden, da nun das gemeine Volk aus dem Zelt strömte.

"Ganz wunderschöne Augen"; meinte der Direktor. "Wir hatten mal ein Mädchen hier, das hatte auch solche Augen, aber es war abgrundtief hässlich. Stellt euch nur vor, wie ein Mädchen Eurer Schönheit hier bewudnert werden würde!"

//Eine Adlige...hier?// dachte Vincent und legte die Stirn in Falten. Was wollte denn eine Adlige, wohlgemerkt eine, die keine Ahnung von der Welt hatte, hier schon verloren haben? //Die würde ja nicht einmal wissen wie man sich allein anzieht //

James warf einen tödlichen Blick zu Vincent der mehr erklärte als tausend Worte. Annabelle dagegen fühlte sich nun nur noch mehr geschmeichelt. "OH ja...denken sie.....haben sie denn auch einen Wohnraum der meinem Standard gebührt?....ich bräuchte schließlich auch noch Platz für meine Zofen, meine Diener, meine Sicherheitsleute, meinen Privatlehrer, meinen Hausarzt, meine Putzfrau, meine Köchin, mein Reitlehrer, mein Butler, meine Klavierlehrerin, meine Ballettlehrerin und für mein Gepäck" zählte sie munter auf. Offenbar hatte sie tatsächlich vor hier einzuziehen, auch wenn sie nicht wusste was in einem Zirkus sollte.

"Sie hat den Platz für ihren Egoismus vergessen, der braucht schließlich ein eigenes Zimmer so groß wie der ist.." murmelte Vincent und lachte leise. Immer diese Adligen...es war grauenvoll. jetzt wo er gerade einen Platz hatte musste diese Zicke hier hereinplatzen. Alleins chon von ihrer Wortwahl her wusste er, dass es nicht leicht mit ihr werden würde, sollte sie wirklich vorhaben, dort einzuziehen.