Kapitel 1 - Zirkus

"Warum lächelst du?" fragte Vincent und musste auch unweigerlich grinsen. Aus irgendeinem Grund war er nun zufriedener als vorher. Lag es vielleicht nur daran, dass der Engel nun endlich weg war, ebenso wie diese Zicke, und er somit seine Ruhe hatte, wenigstens einmal im Leben? Oder gab es doch noch andere Gründe?

"Ich weiß es nicht", murmelte Pippa. Mit großen Augen sah sie Vicnent an. Seine schwarzen Augen, die roten, etwas wilden Haare. Unweigerlich stellte sie fest, dass Vincent schön war.

Endlich war Annabelle in der Stadt, die sich als kleines Dorf, das aus mehreren windschiefen Hütten bestand, angekommen. Zusammen mit dem dichten Nebel war das hier die perfekte Kulisse für einen Horrorfilm. "So langsam kommen mir Zweifel, dass es hier einen Brunnen mit sauberem Trinkwasser gibt...." befürchtete Annabelle. Das Dorf war wie ausgestorben - es gab niemanden, der auf der Straße herumlief. Außer Annabelle war keine Menschenseele weit und breit zu sehen.

"Am besten du kehrst einfach wieder um und trinkst heute eben keinen Tee!" hätte James ihr am liebsten geraten. Dieser Ort gefiel ihm überhaupt nicht.

"Eigentlich sollte man das doch wissen.." Vincent schüttelte leicht den Kopf, wobei seine Haare etwas mit hn und herschwangen. "Hm...denkst du wir sollten irgendwann noch zum Üben? Schließlich ist heute Abend eine Vorstellung, und wir sollten ja schon fit sein, nicht?"

Pip schmunzelte und nickte. Abrupt wandte sie den Blick ab und stand auf. "Ja, ich denke wir sollten fit sein", murmelte sie und seufzte.

"Was hast du? Gefällt es dir etwa nicht?" fragte Vincent und musste dabei etwas amüsiert schmunzeln. "Eigentlich bist du doch hierhergekommen, um Zirkusartistin zu werden. Und wie weiß doch jedes Kind: Übung macht den Meister."

"Sicher...aber e sist auch schön...", begann Pip und redete nicht zu ende. //Es ist auch schön hier zu sitzen und jemanden zu mreden zu haben.//

Annabelle atmete erleichtert auf. Endlich kam ein Brunnen in Sicht. Noch länger hätte sie hier nicht rumlaufen wollen. "AAAAhhh endlich......" rief sie entzückt und tauchte die beiden Eisenkannen in das glasklare Wasser, was so gar nicht zu dem verfallenen Äußeren des Dorfs passte.
James gefiel es ebenfalls, denn das bedeutete, dass sie endlich von hier verschwinden konnten - der einzelne Dämon war ihm bei weitem lieber als diese unerträgliche Ungewissheit was hier vonstatten ging.

"Was ist schön?" fragte Vincent und wandte sich zu ihr um. //Manchmal wäre es doch vorteilhaft, Gedanken lesen zu können...// dachte er und musste dabei leicht lächeln. So oft hatte er sich dies schon gewüncht, doch natürlich konnte es nicht in Erfüllung gehen. Doch seine Träume warenn geblieben, und solange man träumen konnte, war es gut.