Kapitel 1 - Zirkus

Seufzend ließ Vincent sich auf einen Stuhl fallen. "Na tol....Wenn ich sterbe, kommt bitte nicht zu meiner Beerdigung, ja?" sagte er nur und machte sich dann aber ans Essen. Das hatte ihm wirklich noch gefehlt. Da war ja nicht nur diese Oberzicke von Adliger, sondern auch noch dieser sehr gewallttätige Engel.

Pippa sagte nichts dazu und begann zu essen.
"Wir werden heute eure Fähigkeiten testen. Erst am Seil, dann mit den Elefanten, dann Tricks und so weiter", erklärte Gemma streng. "Schließlich ist das Essen nicht umsonst."

"So ich bin fertig - mein Kleid wenn ich bitten darf?" befahl Annabelle und sogleich machten sich die Zofen daran ihr das Korsett zu schnüren und ihr in das prunkvolle Kleid zu helfen. James tippelte derweil gelangweilt auf dem Tisch herum. Warum musste es ausgerechnet Annabelle sein, die er beschützen musste? Warum nicht Königin Elizabeth, die von allen geliebt und verehrt wurde....Wieder ein Seufzer, denn nun schritt Annabelle zum Frühstücksraum und er musste schließlich immer in ihrer Nähe bleiben, denn niemand wusste besser als er wie oft sie sich in Gefahr begab.

"Ach ich bin ja schon so aufgeregt....ich werde im Zirkus mitmachen...zumindest für eine Weile..." schwärmte Annabelle mit strahlendem Gesicht. James hingegen hatte nur einen genervten Gesichtsausdruck, den aber zum Glück niemand sehn konnte.

//Manchmal hat es also doch seine Vorteile, ein dämon zu sein// dachte Vincent als er von dem Test hörte. Gerade hatte er sich etwas zu Essen genommen und begann, lustlos darauf herumzukauen.

"Dürfen wir uns auch eigene Nummern ausdenken?", fragte Pippa neugierig.
"Sicher...solange sie neu und berauschend ist...habt ihr die Seiltänzer egstern gesehen? Sowas wollen die Menschen sehen!", erklärte der Direktor.

Auch wenn sie kaum Luft bekam, so bestand Annabelle doch jedesmal darauf ein Korsett zu tragen um sich noch mehr von der Durchschnittsbevölkerung abzugrenzen. "Wer schön sein will muss eben leiden!" hatte sie immer zu sich gesagt. Fast wäre sie ihm Speisesaal des Schlosses gewesen, als ihr einfiel, dass sie etwas wichtiges vergessen hatte. Schlagartig machte sie kehrt und eilte zurück in ihre Schlafgemach. "Mirima??? Eve??? Macht mir sofort meine Frisur zu Recht....warum habt ihr nichts gesagt??? Ihr hättet mich beinahe zum Gespött der Leute gemacht......" meckerte Annabelle. "Das werde ich von eurem Lohn streichen lassen.....für jede Minute einen Stundenlohn" zischte sie und drehte sich in Richtung Spiegel. "Nun macht mal schnell...ich will den Direktor nicht unnötig lang warten lassen.."

"Glaubst du wirklich, sie kommt?", flüsterte gemma. Der Direktor seufzte genervt.
"Habe ich jemals falsch gelegen?"
Gem schüttelte den Kopf und lächelte. "Dafür bekommen wir mindestens 50 Jahre..."

"Eigene Nummern.." murmelte Vincent und fühlte sich irgendwie an seine Kindheit erinnert. Als sie noch nicht verschuldet waren, hatte ihm sein Vater immer viele Tricks beigebracht, die er wohl jetzt auch anwenden konnte.

"Geht das nicht schneller??? Wenn ihr eurer Arbeit nicht mehr nachkommen könnte werde ich euch wohl entlassen müssen und mir neue Zofen anschaffen...." tadelte Annabelle ihre Untergebenen. James fragte sich derweil, warum sie sich bloß ständig mit allen anlegen musste.
"Ach es hat ja keinen Sinn....Julius??? Bringen sie mir mein Frühstück in mein Zimmer. Wenn ich noch länger warten muss, wird der Zirkus abgefahren sein bevor ich eintreffe." befahl Annabelle.

Ihr Diener nickte bloß ab und holte sogleich einen Wagen, auf dem er das facettenreiche "Frühstück" aufbahrte. Wie es englische Sitte war, stand auch eine große, frisch polierte Teekanne auf dem Wagen. Gerade als Julius sich sicher war, dass ihn niemand beobachtete, holte er ein Fläschchen von einer seltsam aussehenden Flüssigkeit hervor.

"Schluss mit Rumkommandieren...." murmelte er schon triumphierend, als er 20 Tropfen in den Tee einrührte. "Hmm......vielleicht geh ich doch besser auf Nummer sicher...." dachte er sich und schüttete die halbe Flasche des unbekannten Gebräus in den Tee.

Mit angeekeltem Gesixht aß Pip den Porridge. Sie hasste den grauen Brei. Aber lieber dieses Ekelzeug als garnichts. Außerdem sättigte Porridge relativ schnell.

//Besser als Gefängnisfraß ist es allemal..// dachte VIncent, als er die Pampe herunterwürgte. Wenigstens schmeckte sie nach garnichts, besser als dieser eklige stinkende Brei den er davor bekommen hatte.

Julius öffnete lautlos die Tür zum Schlafgemach und fuhr den Tee herein. "Hier, Mylady, euer Frühstück - so wie ihr es bestellt habt." meinte er mit einem freundlichen Lächeln. "Gut Julius....reichen Sie mir eine Tasse Tee bevor ich hier in noch in Ohnmacht falle." befahl Annabelle. Mit dem selben Atemzug fluchte sie über die Ungeschicktheit ihrer Zofe: "WAS lieferst du denn hier für schlechte Arbeit - ich seh ja aus wie ein Truthahn! Selbst meine Großmutter ist ja noch geschickter darin"

Julius tat wie ihm befohlen und schenkte Annabelle eine großzügige Tasse Tee ein. "Ich hoffe er schmeckt euch....das ist der neuste Tee aus Ceylon Indien" erklärte er und verbeugte sich. "Habt Dank..." meinte Annebelle nur schroff und setzte die Tasse zum Trinken an.

James schreckte auf: Wie sollte er ihr die Teetasse wegschlagen??? Der Tee war vergiftet, dass konnte er bis hier riechen, aber wenn er eine der Zofen benutzen würde, würde er nur für Unrecht sorgen. /Verdammt....warum muss dieser Job immer so kompliziert sein...???//

Als sie fertig waren mit dem Frühstück, schickte Gemma die anderen aus dem Zelt und behielt nur Pippa und Vincent bei sich.
"So. Wärmt euch auf und dann beginnen wir ganz einfach: Spagat, Rad, Handstand und so weiter..."
Pippa nickte und begann sich aufzuwärmen. Allmählich wurde sie nervös.

Vincent nickte und begann dann, sich etwas zu strecken und zu dehnen. Er wusste zwar, dass er diese Übungen auch ohne Aufwärmen vollbringen würde, doch es war besser, wenn er sich einfach dem fügte, was die Schlangenfrau sage.

"Na dann..zeigt mal", meinte Gemma.


Draußen saß der Direktor auf einer Podest und spielte mit seinen Karten. Er wartete auf die Adlige, er wusste, dass sie kommen würde, die frage war nur, wann!

Vincent ließ noch gemächlich die Finger knacken bevor er dann plötzlich aufsprang und mehrere der Wurfmesser von einem Tisch nahm. Nur ein paar Meter weiter weg von ihm stand eine Übungspuppe aus Holz. Sein Ausdruck war ernst geblieben, voller Konzentration, während er nun die Messer zu werfen begann, so schnell, dass das menschliche Auge nicht einmal mehr zusehen konnte. Er hatte die Augen geschlossen, das konnte sogar selbst die Schlangenfrau und das andere Mädchen sehen, und warf die Messer nun aus immer wieder anderen Positionen. Als er die Augen wieder öffnete, stecken alle Messer an genau einem Punkt: Dem Herz der Puppe.

"Nicht schlecht...", meinte die Schlangenfrau. Dann nickte sie Pip aufmuntern zu. Phillipa vollführte eine wenig elegante Reihenfolge an Kunststücken und lächelte unsicher.
"Ich bin nicht gut in Akrobatik...", murmelte sie niedergeschlagen.
"Macht nichts, Akrobaten haben wir sowieso genug. Weiter, was könnt ihr noch?"

Vincent blickte einmal kurz zu einem der Reifen hin, die aufgestellt waren, und dieser hatte sich plötzlich entzündet. Mit einem grimmigen Lächeln rannte er los - und sprang mitten durch den Reifen hindurch, ohne dass auch nur eine Strähne verbrannt wurde. Elegant landete er dannw ieder unten.

Gemma klatschte. "Aber das sieht aus, als wärst du ein Tier, zwar ein elegantes aber...nicht das Richtige", meinte sie. Sie sprang auf und ging zu dem Vorhang, aus dem während der Vorstellung die Artisten kamen. Mit einem spitzbübischen Lächeln öffnete sie einen Käfig.
Entsetzt sah Pippa, wie zwei weiße Leoparden die Manege betraten. Gem nickte. "Du zuerst", sagte sie zu ihr.

Vincent war stehen geblieben und sah nun mit einem leichten Lächeln den Leoparden zu. "schöne Tiere..." murmelte er anerkennend. "So exotisch..."

"Aber gefährlich. Sie brauchen jemanden ,der mit Tieren umgehen kann und sehr stark ist", erklärte Gemma ernst. Dann setzte sie sich gelassen auf die Tribüne.
"Phillipa, das sind Sheela und Soul."
Nervös stand Pip den Tieren gegenüber, die sie grimmig musterten.
"Brave Kätzchen...", murmelte sie.

Vincent hatte sich einfach neben Gemma gesetzt, wenna uch mit etwas Abstand. Neugierig sah er zu, wie Pippa die Leoparden zu zähmen versuchte.

Sheela knurrte und Soul begann um Pip herumzugehen. Dann, plötzlich und unerwartet sprang er auf Pip zu. Phillipa schloss die Augen und streckte reflexartig die Hand aus. Aber anstatt dass der Leopard sie anfiel, ließ er sich sanft auf die Pfoten fallen. Auf seiner Strin leuchtete eine silberne, kleine Sonne.

//Was es nicht alles gibt in dieser verrückten Welt// dachte Vincent, als er die leuchtende Sonne auf der Stirn des Leoparden bemerkte. Wahrlich, es gab so vieles, was für die meisten unglaublich schien.

Zögernd öffnete Pip ein Auge, dann das andere. "Hab ichs...geschafft?", fragte sie. Gemma nickte und strahlte. "Phantastisch! magische Fähigkeiten, unglaublich. Kannst du sie kontrollieren? Versuchs bei Sheela auch!"
Pip knozentrierte sich und spürte ein Beben. Dann öffnete sie die Augen. Auch Sheela trug nu ndie leuchtende Sonne. Brav wie zwei Hunde lagen sie Pip zu füßen.